Terpene in Cannabis
17.07.2023
Terpene sind eine große Gruppe sekundärer Pflanzenstoffe und als flüchtige, natürlich vorkommende Verbindungen unter anderem verantwortlich für Duft und Geschmack von Pflanzen. Sie zählen auch zu den Hauptbestandteilen von ätherischen Ölen, die aus Pflanzen isoliert werden können. Pflanzen produzieren Terpene, um sich zum einen vor Schädlingen wie Bakterien, Parasiten oder Pilzen zu schützen und zum anderen zum Schutz vor Wärme. Jede Cannabisblüte besitzt eine individuelle Zusammensetzung an Terpenen, die verantwortlich für Ihren jeweiligen Geschmack und Geruch sind.
Was genau sind Terpene?
Chemisch handelt es sich bei Terpenen um eine heterogene Gruppe an Kohlenwasserstoffen, deren Grundgerüst aus Isopreneinheiten (C5) besteht. Je nach Anzahl der Isopreneinheiten unterscheidet man Monoterpene (Limonen, Myrcen, Terpinolen), die aus zwei verknüpften Isopreneinheiten, also 10 Kohlenstoffatomen, bestehen und Sesquiterpene (Caryophyllen, Farnesen, Humulen), die aus drei Isopreneinheiten respektive 15 Kohlenstoffatomen bestehen.
Neben ihren geruchs- und geschmacksgebenden Eigenschaften können die in der Cannabis-Pflanze enthaltenen Terpene auch pharmakologische Wirkungen vermitteln. Diese Wirkungen können beispielsweise angstlösend, relaxierend, sedierend, stimmungsaufhellend, entzündungshemmend oder schmerzlindernd sein. Zusammen mit THC tragen sie maßgeblich zur Wirkung von medizinischem Cannabis bei. Dieses Phänomen wird auch als „Entourage-Effekt“ bezeichnet und beschreibt, dass die Effekte von Cannabis auf einer synergistischen Wirkung aus THC und den enthaltenen Terpenen beruhen.
Welche Terpene gibt es?
Bisher sind etwa 200 flüchtige Stoffe in verschiedenen Cannabis-Genotypen beschrieben, von denen 58 als Monoterpene und 38 als Sesquiterpene identifiziert wurden. Im Folgenden haben wir einige, häufig vorkommende und medizinisch relevante Terpene aufgelistet.
Caryophyllen
ist in schwarzem Pfeffer enthalten und verursacht einen würzigen, pikanten Geruch. Seine Wirkeigenschaften sind antibakteriell, entzündungshemmend und antimikrobiell.
Humulen
kommt vor allem in Hopfen und Koriander vor und riecht holzig, erdig. Seine Wirkeigenschaften sind antibakteriell, entzündungshemmend und schmerzlindernd.
Limonen
ist ein Terpen, das in Zitrusfrüchten vorkommt und einen zitrischen Geruch verleiht. Seine Wirkeigenschaften sind entzündungshemmend, angstlösend, stimmungsaufhellend und antioxidativ.
Linalool
ist in Lavendel enthalten und verleiht einen blumigen Geruch. Seine Wirkeigenschaften sind angstlösend, krampflösend und schmerzstillend.
Myrcen
ist ein Terpen, das vor allem in der Nelke vorkommt und kann einen hohen Anteil der in Cannabis enthaltenen Terpene ausmachen. Die Wirkeigenschaften sind entspannend, sedierend und schmerzlindernd.
Pinen
ist in verschiedenen Kiefern und Pinien-Arten enthalten und verlieht ihnen ihren typischen Kiefergeruch. Die Wirkeigenschaften sind entzündungshemmend, antiseptisch und bronchodilatierend.
Neben den vorgestellten Terpenen existieren natürlich noch verschiedene andere Terpene, die hier nicht aufgeführt wurden.
Terpene können aufgrund ihrer Vielfalt und ihrer unterschiedlichen Effekte einen positiven Beitrag bei der Therapie mit medizinischem Cannabis zeigen. Insgesamt ist die Erforschung von Terpenen und ihrer potenziellen medizinischen Anwendungsgebiete ein spannendes Feld der Naturheilkunde. Viele Zusammenhänge sind hier noch nicht vollständig verstanden und bedürfen weiterer Aufklärung. Es ist aufregend zu sehen, wie sich unser Verständnis hier stetig erweitert und wie sie in der Zukunft zur Behandlung verschiedener Krankheiten eingesetzt werden können.
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Quellenangaben
Buddrus, Joachim and Schmidt, Bernd. Grundlagen der Organischen Chemie, Berlin, München, Boston: De Gruyter, 2015. https://doi.org/10.1515/9783110331059
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Russo EB. Taming THC: potential cannabis synergy and phytocannabinoid-terpenoid entourage effects. Br J Pharmacol. 2011;163(7):1344-1364. doi:10.1111/j.1476-5381.2011.01238.x