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Das Endocannabinoidsystem

Das Endocannabinoidsystem ist ein komplexes biologisches Netzwerk im menschlichen Körper, das eine entscheidende Rolle bei der Regulation verschiedener physiologischer Prozesse spielt. Seit seiner Entdeckung hat das Endocannabinoidsystem erhebliches Interesse geweckt, da es eine Vielzahl von Funktionen im Körper beeinflusst. Darunter fallen zum Beispiel Schmerzempfindung, Immunantwort, Stimmung, Appetit, Schlaf und Entzündungsreaktionen. Im Gegensatz zu anderen Netzwerken im menschlichen Körper ist das Endocannabinoidsystem noch nicht sehr detailliert erforscht.

Woraus besteht das Endocannabinoidsystem?

Das Endocannabinoidsystem ist strukturell ein sogenanntes Rezeptor-Ligand-System im Körper. Vergleichbar zum „Schlüssel-Schloss-Prinzip“ gibt es hierbei kleine Moleküle, sogenannte Liganden (z.B. Anandamid, s.u.), die an Rezeptoren auf Zelloberflächen binden. Daraufhin werden Prozesse auf zellulärer Ebene in Gang gesetzt, die unterschiedliche Funktionen ausüben können. Je nach der Stelle im Körper, an der so ein Prozess in Gang gesetzt wird, können die Auswirkungen ganz verschiedene Zwecke erfüllen. Das Endocannabinoidsystem besteht also zusammenfassend aus kleinen Molekülen, die von bestimmten Zellen freigesetzt werden können und den dazu passenden Rezeptorstrukturen auf Zelloberflächen, die bestimmte Aufgaben im Körper erfüllen. Es ist möglich, dass ein Ligand an verschiedene Rezeptoren bindet und dass ein Rezeptor von unterschiedlichen Liganden beeinflusst wird. Somit „passen“ also manchmal verschiedene, aber ähnliche Schlüssel in ein und das selbe Schloss und ein Schlüssel in mehrere Schlösser. Eine visuelle Veranschaulichung finden Sie unten im Video.

Was sind endogene Cannabinoide?

Endogene Cannabinoide, auch Endocannabinoide genannt, sind natürliche Verbindungen im menschlichen Körper, die an die gleichen Rezeptoren wie die in der Cannabispflanze vorkommenden Cannabinoide binden. Sie stellen damit also die oben erklärten Liganden/Schlüssel dar. Die beiden wichtigsten endogenen Cannabinoide sind Anandamid und 2-Arachidonoylglycerol (2-AG). Diese Moleküle kann der Körper selbstständig bei Bedarf produzieren. Sie wirken als „Rückkopplungssystem“, um die Homöostase (das Gleichgewicht im Körper) oder verschiedene physiologische Prozesse aufrechtzuerhalten.

Strukturformel Anandamid
Strukturformel von Anandamid

 

Cannabinoidrezeptoren: Schlüssel zur Signalübertragung

Die Wirkung der endogenen Cannabinoide wird durch spezifische Cannabinoidrezeptoren vermittelt. So stellen die Cannabinoidrezeptoren die oben erklärten „Schlösser“ dar. Die beiden bisher bekannten Haupttypen von Cannabinoidrezeptoren sind CB1 und CB2. CB1-Rezeptoren sind hauptsächlich im zentralen Nervensystem vorhanden, insbesondere in Bereichen des Gehirns, die mit Stimmung, Schmerzempfindung und Gedächtnis verbunden sind. CB2-Rezeptoren hingegen befinden sich hauptsächlich in Immunzellen und peripheren Geweben und spielen eine entscheidende Rolle bei der Immunantwort und Entzündungsregulation. Die Existenz von weiteren verwandten Rezeptoren ist denkbar.

Welche Funktion hat das Endocannabinoidsystem?

Das Endocannabinoidsystem trägt zur Regulation einer Vielzahl von biologischen Prozessen bei. Es hilft bei der Steuerung der Schmerzempfindung, indem es Schmerzsignale moduliert. Es beeinflusst die Stimmung und Emotionen, da es in Gehirnbereichen lokalisiert ist, die mit Stress und Belohnung verbunden sind sowie Gedächtnusfunktionen. Das Endocannabinoidsystem spielt eine Rolle bei der Regulierung des Appetits, der Nahrungsaufnahme und des Energiestoffwechsels. Es beeinflusst auch das Immunsystem, indem es Entzündungsreaktionen moduliert, was möglicherweise bei Autoimmunerkrankungen und Entzündungskrankheiten therapeutische Implikationen hat. Darüber hinaus ist das Endocannabinoidsystem womöglich an der neuroprotektiven Wirkung beteiligt und kann die Zellgesundheit im Gehirn fördern. Die Funktionen des Endocannabinoidsystems sind also sehr komplex und verschieden. Hier gibt es großes Potential für Forschungen.

Therapeutisches Potenzial des Endocannabinoidsystems

Angesichts der vielfältigen Funktionen des Endocannabinoidsystems haben Forscher begonnen, das therapeutische Potenzial der gezielten Modulation dieses Systems zu erkunden. Medikamente, die auf Cannabinoidrezeptoren abzielen, werden als potenzielle Optionen für die Behandlung von Schmerzen, Entzündungen, Angstzuständen, Schlafstörungen und sogar neurodegenerativen Erkrankungen betrachtet. Zu diesen Medikamenten gehört auch medizinisches Cannabis. Die Entwicklung von Medikamenten, die spezifisch CB1- oder CB2-Rezeptoren ins Visier nehmen, könnte die Möglichkeit bieten, gezielt auf bestimmte Krankheitszustände einzuwirken, ohne die unerwünschten psychotropen Effekte hervorzurufen, die mit der Aktivierung von CB1-Rezeptoren verbunden sein können.

Fazit

Das Endocannabinoidsystem ist ein faszinierendes Netzwerk im menschlichen Körper, das eine Schlüsselrolle bei der Aufrechterhaltung vieler Körperfunktionen spielt. Die Entdeckung und Erforschung dieses Systems haben zu einem besseren Verständnis der Wirkungsweise von Cannabinoiden geführt und könnten zukünftig innovative Ansätze für die Behandlung einer Vielzahl von Krankheitszuständen bieten. Dennoch ist die Forschung in diesem Bereich noch in Gange, und während das therapeutische Potenzial vielversprechend ist, sind weitere Studien erforderlich, um die genauen Mechanismen und Anwendungen des Endocannabinoidsystems vollständig zu verstehen.

Folgendes Video des Cananbisanbauers Aurora veranschaulicht das Endocannabinoidsystem nochmal:

 

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Quellen:

https://flexikon.doccheck.com/de/Endogenes_Cannabinoid-System

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3378782/

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2190013/